Voltigieren: Team Neuss Deutsche Meister / Wiegele Dritte

,

Neuss/Elmshorn. Nur eine Woche nach dem Gewinn des Europameistertitels triumphierten die Voltigiererinnen des RSV Grimlinghausen auch bei den Deutschen Meisterschaften. Im Einzel geht Bronze an Simone Wiegele.

Der Saisonhöhepunkt war Geschichte, die Anspannung nach der Europameisterschaft vor einer Woche in Le Mans längt verflogen. „Die Kraftreserven waren aufgebraucht, die Konzentration nicht mehr im nötigen Maß vorhanden. Das hat man den EM-Teilnehmern deutlich angesehen“, sagte Ursula Ramge nach dem Auftritt ihrer „Gold-Damen“ bei den Deutschen Voltigier-Meisterschaften in Elmshorn.

Foto: Daniel Kaiser

Die Leistung der Neusserinnen im ersten Umlauf bestätigte den Eindruck der Bundestrainerin. Die sonst so mühelosen Schwünge in die Handstandposition beispielsweise wurden zum ersichtlichen Kraftakt. Viele kleinere Fehler summierten sich zu einer eher durchschnittlichen Leistung. Jedenfalls für RSV-Verhältnisse. Denn mit der Wertnote 7,682 rangierten die Rheinländer trotzdem mit nahezu uneinholbaren fünf Zehnteln Vorsprung auf Rang eins.

Ein Glücksfall für das Team von Trainerin Jessica Schmitz. Denn die Pflicht sollte der einzige der drei Umläufe bleiben, den die Neusserinnen dominierten. Die beiden anschließenden Kürumläufe gewann nämlich der ärgste Konkurrent VV Ingelsberg. Hauchdünn war es im gestrigen Finale. 9,273 vergab das sechsköpfige Richtergremium an die Bayern von Trainer Alexander Hartl. 9,256 Punkte gingen an die Neusserinnen. Die applaudierten artig für die Konkurrenz. Und hatten trotzdem Grund zur Freude. Denn in der Endabrechnung lagen sie mit 8,504 Punkten deutlich vor den Süddeutschen (8,325).

Mit der Goldmedaille um den Hals zog die Cheftrainerin ein Saison abschließendes Resümee: „Ich bin froh, dass die großen Wettkämpfe jetzt vorbei sind.“ Noch glücklicher war Jessica Schmitz, dass ihre Equipe die DM „einigermaßen gut überstanden hat“. Diese Aussage kam nicht von ungefähr. Denn aus Frankreich brachte die Sportwissenschaftlerin nicht nur Edelmetall mit. Ein Magen-Darm-Infekt machte ihr nach der Ankunft in Neuss schwer zu schaffen, verhinderte beinahe den kompletten Einsatz in Elmshorn. Remake, auf dem Simone Wiegele in der Einzelkonkurrenz der Damen antrat, gab sie deshalb aus der Hand. Alexandra Knauf aus Köln übernahm den Job an der Longe. Mit Erfolg, denn Wiegele sicherte sich schließlich den dritten Rang auf dem Podest. Die Weltcupsiegerin von 2011 hatte sich in dieser Saison komplett auf ihre Rolle in der Mannschaft konzentriert und das Einzelprogramm kaum trainiert. Dennoch hielt die WM-Dritte mit ihrer Vorjahreskür in der nationalen Spitze mit.

Vize-Weltmeisterin Antje Hill lag nach dem ersten Umlauf auf Airbus ebenfalls auf Medaillen-Kurs. Doch dann verletzte sich die 23-Jährige während der Mannschaftskür am Fußgelenk. Sie musste Prioritäten setzen und entschied sich für das Team. Mit diesem Konzept haben die Pferdeakrobatinnen in diesem Jahr die beiden wichtigsten Titel geholt – und das innerhalb von einer Woche.

(Bericht: Daniel Kaiser, ebenso erschienen heute in der Neuß-Grevenbroicher Zeitung)